Freitag, 31. August 2018

Rezension „Der kategorische Imperativ ist keine Stellung beim Sex“ von Horst Evers





„Der kategorische Imperativ ist keine Stellung beim Sex“ von Horst Evers 

Horst Evers ist Kabarettist und Autor. Mit seinen lustigen Geschichten aus dem Leben, die er auf der Bühne vorliest, gewann er bereits den Kleinkunstpreis und andere Auszeichnungen. Ich kannte ihn und seine Geschichten bereits von YouTube und war nun voll freudiger Erwartung, als ich sein soeben erschienenes Buch erwarb.

Meine Erwartungen wurden in keiner Weise enttäuscht. In bekannter Weise reiht sich Kurzgeschichte an Kurzgeschichte. Von skuril über ulkig bis schelmenhaft. Horst Evers, wie man ihn kennt. Er erzählt von lustigen Begebenheiten beim Einkaufen, von einem geschenkten Hund, von wilden Kneipengeschichten, von Weisheiten seiner Jugend, die sich bis heute nicht bewahrheitet haben, von seiner Arbeit, von seinen Nachbarn, Erlebnissen auf Reisen, Begegnungen mit Menschen, außergewöhnlichen Geburtstagsgeschenken und vom Druckerpapier unter dem Stapel Oberhemden. Wir bewegen uns also auf bekanntem Terrain. Alles Dinge, die jeder schon mal so oder anders erlebt hat.

Obwohl die Geschichten alle nicht sonderlich lang sind, eignet sich das Buch nicht als Einschlaflektüre, denn man kommt nicht mehr davon los. Erst, wenn das Buch zuende ist, kann man es zur Seite legen – nicht einmal dann eigentlich, denn man will die Geschichten alle nochmal lesen, oder sie zumindest einem anderen Menschen vorlesen.

Und genau da ist der Haken an diesem Buch. Es ist kein Hörbuch. Gerade weil ich die Vortragsweise von Horst Evers so liebe und seine Geschichten in der gesprochenen Form als erstes kennengelernt habe, habe ich es beim Lesen bereut, das Buch nicht als Hörbuch gekauft zu haben, da hätte ich sicherlich mehr davon gehabt.

Und eine andere Sache hat mich beim Lesen etwas geärgert. Die Redakteure haben die Geschichten nach Themengebieten geordnet. In dem Buch gibt es drei, vier Geschichten, die aufeinander aufbauen. Doch leider wurde die Chronologie durcheinandergebracht und damit geht leider auch der Witz verloren. Da sollte bei der nächsten Auflage noch einmal nachgebessert werden.


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Sonntag, 27. Mai 2018

Rezension: „Im Kühlfach nebenan“ von Jutta Profijt

„Im Kühlfach nebenan“ von Jutta Profijt

Die Autorin hatte einen „Ghostwriter“. Das will uns zumindest das Buch Glauben machen, was aus der Perspektive von Pascha, dem toten Autoknacker, geschrieben ist, der es nicht in den Himmel geschafft hat und seit der Nahtoderfahrung von Rechtsmediziner Martin Gänsewein diesem an der Backe klebt. Damit wäre der Inhalt des ersten Buches „Kühlfach 4“ eigentlich hinreichend erzählt. Dies hier ist nun der Nachfolgeroman.

Heiter und schrullig geht es hier weiter. Kurz zur Handlung: Fast erstochen liegt Martin Gänsewein im Krankenhaus. Dort lernt Geist Pascha eines Tages den Geist der toten Nonne Marlene kennen, die sich weder wundert, warum sie noch hier ist, noch eine Notwendigkeit darin sieht, ihren plötzlichen Tod bei einem Brand im Kloster aufzuklären. Pascha belehrt sie eines Besseren. Als dann noch Martin überzeugt werden kann, mitzumachen, nimmt die Handlung Geschwindigkeit auf. Im Laufe des Buches wird auch Birgit, Martins Freundin, mit in die Sache verstrickt. Sie erfährt außerdem von der Existenz Paschas. Da sie allerdings den Nonnen helfen will, ist sie begeistert dabei als es nötig wird, sich als Nutte verkleidet ins Kloster einschleusen zu lassen. Gemeinsam können sie den Fall um den Brand im Kloster lösen.

Im Verdacht stehen über die Länge des Romans eine ganze Handvoll Tatverdächtiger. Und da können eine ganze Menge Klischees abgearbeitet werden: Der Kleingartenverein im noblen Villenviertel, Die Rechtsaußen-Partei „Germania Voran“, die gegen Obdachlose mobil macht, der Etepetete-Loftbesitzer, der Edel-Architekt, die Zuhälter in Kleinkriminellen-Kreisen. Außerdem gibt es eine interessante Nebenhandlung: Martin will Pascha loswerden, weil ihn alle für verrückt halten. Er probiert dafür allerlei elektromagnetische Spielereien aus, die seiner Freundin Birgit dabei fast zum Verhängnis werden.

Die Anwesenheit und Unterhaltungen der beiden Geister Pascha und Marlene sorgen immer wieder für Erheiterung. Da trifft die ungehobelte Welt des Autoknackers und Lebemannes Pascha auf die andächtige Art der Nonne Marlene, was an sich schon für Gesprächsstoff sorgt. Jedoch wird das Stilmittel „auf die Phrasen des Gebets antworten“ einmal zu oft verwendet, was dieser humoristischen Stilblüte die Überraschung und Pointe nimmt. Pascha soll als abgebrühter Autoknacker außerdem sehr cool rüberkommen, aber die „coole“ Sprache wirkt bisweilen sehr künstlich. Denn „voll peino“ sagte man zuletzt irgendwann Mitte der 80er. Man kann ihn nicht wirklich ernst nehmen.

Der Schreibstil der Autorin erinnert mich allgemein sehr an den frühen Stefan Wolf. Die Art von Pascha zu reden und zu denken – immerhin ist das gesamte Buch aus seiner Perspektive geschrieben – die Beschreibungen der Häuser und Personen, bis hin zu der Art Handlungen wiederzugeben, die bereits passiert sind; all das trägt eine charakteristische Handschrift, die mir seltsam bekannt vorkam. Das macht das Buch aber nicht weniger lesenswert – im Gegenteil. Der rasante und abwechslungsreiche Schreibstil hält die Handlung zusammen und die Story lebendig. Die Autorin sorgt dafür, dass der Leser nicht zu Atem kommen kann und weiterlesen muss. Längen besitzt das Buch nahezu keine – Es bleibt bis zum Schluss spannend. Und die entsprechende Werbung lässt es bereits erahnen, die Protagonisten bleiben uns erhalten – jedenfalls für ein weiteres Werk.



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