Dienstag, 6. Oktober 2015

Rezension: „Wie der Hering zu Bismarcks Namen kam“ von Roger Rössing


 
„Wie der Hering zu Bismarcks Namen kam“ von  Roger Rössing

Wer schon immer mal wissen wollte wie der Hering zu Bismarcks Namen kam, warum der Dollar Dollar heißt und was die Silhouette mit dem Französischen Finanzminister zu tun hatte, für den ist dieses Buch ein gefundenes Fressen.
[Name] schildert auf lockere Art und Weise, welche unserer Alltagsbegriffe einen berühmten Menschen als Namenspaten hatten. So erfahren wir endlich bei welchem Kaiser der erste Kaiserschnitt gemacht wurde, wer eigentlich daran Schuld ist, dass wir vom Neandertaler sprechen und was die Kirche mit Sylvester zu tun hat.

Bismarcks Hering hat den Namen übrigens von einer einzigen Aussage des Kanzlers in einer Gesprächsrunde: „Wäre Hering so teuer, wie Hummer, wäre er in den höchsten Kreisen sicherlich eine Delikatesse.“
Die Blue Jeans haben ihren Namen aus Genua. Von dort stammte nämlich ein junger Tuchfabrikant namens Levi Strauss, der 1873 in den USA die Jeans erfand.
Dass allseits bekannte OK bzw. „Okay“, der Vorläufer des Facebookschen Daumen hoch stammt ebenfalls aus den USA aus dem Wahlkampf des Präsidenten Martin von Buren, genannt „Old Kinderhook“, kurz O.K. und der Daumen nach oben war tatsächlich der „Gruß“ des Wahlkampfteams.
Auch ein anderer Kamerad hat immerhin am Rande mit den USA zu tun. Ein kleiner Plüschbär von Margarethe Steiff wurde nach dem amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt „Teddy“ benannt und trat 1903 seinen Siegeszug auf der Leipziger Messe an. Fast eine halbe Million Plüsch-Teddys wurden allein 1907 verkauft und für viele verbindet sich mit dem eigenen Teddy ein großes Stück Kindheit.

Die kurzen ein- bis eineinhalb-seitigen Episoden lesen sich rasch weg, bleiben im Kopf und machen Lust darauf weiterzulesen. Nach der Lektüre fühlt man sich wesentlich schlauer, als vorher. Denn immerhin weiß man jetzt, wo all die seltsamen Namen herkommen.

Aber auch etwas anderes zieht sich durch dieses Buch. Die oft erbarmungslose Undankbarkeit gegenüber den großen Erfindern und Entdeckern. Von Bunsen, dem wir immerhin die Gasanalyse, die Wasserstrahlluftpumpe, die Spektralanalyse und Die Entdeckung zweier Elemente verdanken, ist einzig der Bunsenbrenner geblieben, ein Laborhilfsgerät, was schon viele vor ihm erdacht hatten. Das Schicksal meinte es nicht immer gut mit den Erfindern, sonst würden wir ihre Geschichte und ihren Namen kennen. Es zieht sich von Anbeginn der Zeit bis heute durch die Geschichte und  dieses Buch. Schon Kästner dichtete zum Gordischen Knoten, von dem uns überliefert ist, dass Alexander der Große ihn mit seinem Schwert zerschlug statt ihn zu lösen:
Den unlösbaren Knoten zu zersäbeln,
gehörte zu dem Pensum Alexanders.
Und wie hieß jener, der den Knoten knüpfte?
Den kennt kein Mensch.
Doch sicher war es jemand anders.

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