Walden Two von B. F. Skinner
B. F. Skinner (1904-1990) war
einer der bedeutendsten Vertreter der Verhaltenspsychologie und hat in diesem
Werk seine Theorien verpackt. Das Buch ist aber bewusst als Roman gehalten, um
beide Seiten zu Wort kommen zu lassen, die befürwortende und die ablehnende
Haltung. Beide jeweils verkörpert von handelnden Personen.
Die Geschichte wird aus der
Ich-Perspektive des Collegeprofessors Burris erzählt, der mit einem alten
Kollegen namens Castle und vier jungen Leuten namens Rogers, Steve, Mary und
Barbara nach Walden Two reist, um sich anzusehen, was Burris’ alter
Studienkommilitone Frazier bisher aufgebaut hat.
Frazier versucht sein Projekt,
sein Experiment, natürlich gut zu verkaufen, Castle ist der kritische
Gegenspieler. Die beiden jungen Pärchen sind neutral einstellt und schwanken
zwischen beiden Seiten hin und her bzw. schließen sich dann im Laufe des Romans
einer Seite an. Burris hingegen nimmt nach außen hin eine nichtwertende
Beobachterrolle ein, befindet sich aber zum Ende des Romans immer mehr in einem
inneren Zwiespalt.
Kapitel für Kapitel führt Frazier
die Besucher durch die Stadt und zeigt ihnen alles und erklärt die
Hintergründe, die allesamt psychologische Erkenntnisse bzw. Experimente sind.
Und ständig führen Kritiker und Befürworter ihre Diskussionen und bringen ihre
Argumente ein. So erreicht Skinner leicht das Ziel dieses Romans, dass man sich als Leser selbst Gedanken macht, auf welcher Seite man steht, ob man in
einer solchen Gemeinschaft leben möchte.
Der Roman knüpft an die
Sozialutopien Platons (Politeia) oder Mores (Utopia) an und ist eine
Weiterentwicklung von Thoreaus „Walden“. Das Experiment „Walden“ war nur auf
einen Menschen ausgerichtet, der unabhängig von der übrigen Welt in einer
selbst gebauten Holzhütte lebt und sich selbst versorgt. Skinner hingegen
beschreibt eine Gemeinschaft von etwa 1000 Personen, die ihr soziales Leben
nach den Erkenntnissen der modernen Verhaltenspsychologie ausrichtet. Skinners
Roman „Walden Two“ erschien interessanterweise im selben Jahr, in dem Orwell an
„1984“ schrieb – 1948, kurz nach dem 2. Weltkrieg. Aber im Gegensatz zu Orwell,
der von einem grausamen, diktatorischen Staat schreibt, entwirft Skinner in
„Walden Two“ das positive Gegenstück dazu.
In den USA wurde dieser Roman
millionenfach verkauft. Das Buch ist in der deutschen Übersetzung im
FiFa-Verlag München erschienen. Der Übersetzer ist selbst Psychologe und macht
in seinem Vorwort noch einmal auf die Aktualität dieses Romans aufmerksam. Dem
Buch ist außerdem ein Kommentar Skinners vorangestellt, den er 28 Jahre nach
der Erstveröffentlichung verfasste. Auch nach über 60 Jahren hat das Buch
nichts an politischer und sozialer Aktualität verloren.
Bildnachweis: http://fifa-verlag.npage.de/walden-two.html
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