„Sofies Welt“ von Jostein Gaarder
Sophie Amundsen wohnt mit ihrer
Mutter in Oslo. Ihr Vater ist auf See unterwegs. Sie geht zur Schule, wie
andere Mädchen in ihrem Alter auch, mit ihrer besten Freundin redet sie über
fast alles. An ihrem 14. Geburtstag findet sie einen Brief im Kasten, der an
sie gerichtet ist. In dem Brief stehen nur zwei Fragen. Der unbekannte Autor
schreibt immer wieder und bewegt sie
mit kleine Texten und geschickten Fragen zum Nachdenken über die Welt. Und so
beginnt Sophies Philosophie-Fernkurs.
Im Verlaufe des Buchs beginnt
Sophie immer mehr ihre Welt in Frage zu stellen und damit auch ihren eigenen
Platz darin. Märchen- und Comicfiguren treten unvermittelt auf und andere unerklärliche
Ereignisse passieren und lassen nur einen Schluss zu: Ihre eigene Welt ist nicht real. Sie
sind nur Figuren eines Buches. Gaarder spielt mit dieser doppelten Sichtweise,
mal von innen nach außen, mal von außen nach innen. Stück für Stück hinterfragt
Sophie ihr Leben und dieses wird für sie immer unwichtiger und sie verbringt
immer mehr Zeit mit ihrem Philosophielehrer Alberto Knox, mit dem sie
schließlich auch an ihrem 15. Geburtstag versucht zu fliehen. Ob sie ihrem
Dasein als fiktive Personen wirklich entkommen können, lässt das Buch offen.
Gaarder versucht in Form eines
Romans ein eigentlich sehr trockenes Thema abzuhandeln: Die Geschichte der
Philosophie. Ihm gelingt der Spagat zwischen Erzählung von
philosophisch-historischen Fakten und einer mitreißenden Handlung. Bisweilen
kippt zwar die Waage stark in Richtung der Fakten, auf die auch der eigentliche
Fokus gelegt ist, aber durch die gesamte Handlung zieht sich ein roter Faden,
der in einem unerwarteten Schluss sein Finale findet.
Der Roman erhielt zahlreiche
Auszeichnungen, wurde millionenfach verkauft und in 59 Sprachen übersetzt.
Gaarder versucht mit diesem Buch die urphilosophischen Fragen nach der eigenen
Herkunft und Existenz zurück in aller Munde zu bringen.
Das Buch ist für Kinder gedacht,
ich persönlich würde aber nicht empfehlen es vor dem 15. Lebensjahr zu lesen.
Die philosophischen Fakten sind zwar kindgerecht aufgearbeitet, allerdings
werden sie dadurch nicht weniger trocken und so muss man sich bisweilen durch
die Kapitel kämpfen.
Wer es nicht schafft bis zum Ende
durchzuhalten, für den enthält das Buch auch ein äußerst praktisches Register,
mit dem man im Romantext nach Persönlichkeiten aber auch Schlag- und
Stichwörtern aus dem philosophischen Bereich suchen kann. Allerdings ist die
Information nicht immer vollständig und liefert nicht nur zuverlässige
Informationen. Die asiatische Philosophie wird z.B. fast völlig ausgespart.
Auch bei der Wahl der Philosophen, die der Philosophiekurs behandelt, wurde
eine Auswahl getroffen und so fallen einige wichtige deutsche philosophische
Vertreter einfach hinten unter. Aber Vollständigkeit im Sinne eines Lexikons
ist nichts, was ich von einem Buch erwarte, auf dem „Roman“ steht.
Das Buch schaffte es auch ohne
diese Vollständigkeit Philosophie für die breite Masse interessant zu machen.
Es wirft alte Fragen der Menschheit wieder auf und regt zum eigenen Nachdenken
an. Längst nicht alle Fragen im Buch kann man sofort beantworten. Doch Gaarder
begeistert es, dass Fragen eben auch mal offen bleiben.