„Der Graf
von Monte Christo“ von Alexandre Dumas
Dreiundzwanzig Mal wurde der Roman,
den der Franzose Alexandre Dumas zwischen 1844 und 1846 veröffentlichte,
verfilmt. Zusammen mit „Die drei Musketiere“ gehört dieser Abenteuerroman zu
den bekanntesten Werken von Dumas.
Der Roman spielt in der Zeit nach
der Französischen Revolution. Zu diesem Zeitpunkt hatte man Napoleon bereits
verjagt und verfolgte diejenigen, die ihm nachgefolgt waren mit eiserner Härte.
Der junge Edmond Dantès ist
gerade einmal 19 Jahre alt, als er als erster Offizier des Schiffes „Pharao“
1815 zurück nach Marseille kommt. Dort wartet nicht nur sein alter Vater auf
ihn, sondern auch seine hübsche Freundin Mercédès, die er bald heiraten will. Andere
Männer beneiden ihn darum, besonders der junge Fischer Ferdinand, Mercédès Cousin.
Nach dem Tod des Kapitäns soll Dantès nun zum Kapitän ernannt werden. Diesen Posten
wollte eigentlich der Zahlmeister an Bord des Schiffes, Danglars, haben. Ein
Brief, den der sterbende Kapitän Dantès kurz vor seinem Tod gegeben hatte, wird
dem jungen Protagonisten schließlich zum Verhängnis. Am Vorabend der Hochzeit
schmieden Ferdinand und Danglars zusammen mit einem Nachbarn der Familie Dantès
einen Plan, um Edmond Dantès für immer loszuwerden. Dank eines
stellvertretenden Staatsanwalts namens Villefort, der seine Karriere und sein
Leben in Gefahr sieht, als er von dem Brief erfährt, der an seinen eigenen
Vater adressiert ist, landet Dantès im tiefsten Kerker der Festungsinsel If.
Dort findet er in Abbé Faria einen treuen Freund, der ihm alles lehrt, was er
später braucht. Er verbringt im Kerker 15 jammervolle Jahre bis ihm eine
spektakuläre Flucht gelingt.
Die Jahre im Kerker haben ihn
verändert. Viel ist von dem jungen, fröhlichen Burschen nicht geblieben. Er
beschließt an seinen Verrätern, die ihn unschuldig ins Gefängnis brachten,
Rache zu nehmen. Dabei hilft ihm ein Schatz, dessen Lage ihm vom Abbé vor
dessen Tod verraten wird. Aus seinen ehemaligen Verrätern sind inzwischen
reiche und angesehene Bürger von Paris geworden.
Dumas lässt seinen Protagonisten
seinen Rachefeldzug mit einer Berechnung und Präzision durchführen, wie man sie
in Romanen heutzutage nur noch selten erlebt. Auf eine charmante und sehr charismatische
Weise gewinnt er über Jahre hinweg Stück für Stück das Vertrauen der Pariser
Oberschicht, insbesondere das seiner Feinde, die ihn nach all den Jahren nicht mehr
erkennen. Er nimmt verschiedene Rollen an und verschafft sich so einen Namen
als eleganter Graf von Monte Christo, benannt nach der Felseninsel, auf der er
einst den sagenhaften Schatz hob. Er scheint beinahe überall gleichzeitig zu
sein, hat getreue Angestellte und damit seine Ohren überall. Er deckt Abgründe
auf und reitet alle seine Widersacher so systematisch ins Verderben, dass einem
ob dieser Präzision, die an Besessenheit grenzt, ab und an ein kalter Schauer
über den Rücken läuft. Monte Christo alias Dantès wandelt dabei auf einem
schmalen Grat zwischen Gut und Böse. Er versucht seine Taten aber immer mit
seinem Ziel der Rache und Wiedergutmachung zu rechtfertigen. Eigentlich ein
klarer Antiheld, wirkt er doch sympathisch, wenn auch unnahbar. Gegenüber den Bösen
ist er unnachgiebig bis zu ihrem Tod, gegenüber den Gerechten verhält er sich gütig.
Er sieht sich als Gott, als Herr über Leben und Tod, und tritt jedes Mal auch
so auf; mit dieser unbedingten Selbstsicherheit gewinnt er auch unter der Bevölkerung von Paris Sympathien.
Der Roman ist äußerst packend
geschrieben. Jedes Kapitelende drängt zum Weiterlesen. Dumas beschreibt alle
Figuren und Orte so anschaulich und lebendig, dass ein Bild im Kopf entsteht,
was einem auch nachdem man das Buch aus der Hand gelegt hat, nicht mehr
loslässt. Dabei hilft die gewählte Sprache, die das jeweilige Image der
einzelnen Personen noch einmal unterstreicht. Geschickt bettet Dumas seinen
Roman in die historischen Ereignisse seiner Zeit ein und lässt den Roman damit
noch realistischer erscheinen. Obwohl der Roman schon über 160 Jahre alt ist,
hat er nichts an Aktualität verloren. Es dreht sich auf der Welt immer noch
alles um Liebe, Hass, Habgier, Vergebung, Rache und Stolz, Glück und Unglück,
Angst, Großmut und Wahnsinn.
Der Graf von Monte Christo schafft
es am Ende seinen Feinden alles zu nehmen, was sie haben. Dantès jedoch bekommt
sein verlorenes Leben im Gegenzug nicht zurück. Ihm bleiben allein die Rache
und die Genugtuung der Gerechtigkeit. Erst am Schluss sieht er ein, dass er das
Schicksal nicht bezwingen kann, er beginnt zu zweifeln und wirkt hier erstmalig
wieder ein wenig menschlich. Er bereut und sucht schließlich Vergebung, die ihm
zunächst nicht gewährt wird. Nachdem er aber begriffen hat, dass er nur ein
Mensch und kein Auserwählter Gottes ist und, dass es besser ist zu vergeben,
als zu hassen, ist er auch wieder fähig zu lieben und Gefühle zu empfinden.
Insofern hat ihn der lange Weg der Rache schlussendlich doch aus seinem inneren
Kerker befreit.
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